Kapitel 1 -Aller Anfang ist schwer-

06.05.2015 14:35

Projekt 3 Heilige

Sonntag, 22. März 2015

   Anfang Februar habe ich angefangen, mich um eine Magen-Bypass-OP zu bemühen. Mit 168,5 kg will ich mich nicht mehr abquälen.

   Ich gehe nicht ins Kino, weil die Sitze zu eng sind, Flugreisen ziehe ich nicht in Betracht, da haben ja schon sogenannte Normale Schwierigkeiten und wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, dann suche ich mir ein Café

   nicht etwa danach aus, ob der Kaffee besonders gut ist, sondern danach, ob es passende Sitzgelegenheiten gibt, am besten ohne Armlehnen. Mein Radius, den ich zu Fuss habe, ist ohnehin auf einen knappen Kilometer beschränkt, spätestens dann muss ich mich hinsetzen.

   Meine Konzerte „stehe ich durch“ mit Schmerztabletten und Doctor Stage (Bühnenmenschen kennen diesen Effekt, der es dem Künstler ermöglicht, auf der Bühne rumzuhopsen trotz irgendwelcher Gebrechen).

   Nachdem ich nun seit meinem fünften Lebensjahr mit dem Thema Übergewicht zu tun habe, einschließlich Appetithemmern, Null-, Atkins-, Brigitte-, oder gar keine Diäten, und Mitte zwanzig 145 kg auf die Waage brachte, dann Mann und Kind verliess, um Sängerin zu werden und dabei 60 kg abnahm (ohne spezielle Diät), dann jahrelang dabei blieb, und mich schließlich nach dem zweiten Kind so bei 100 kg, einpendelte so bis etwa vor zehn Jahren, und ab dann stetig wieder zunahm, war ich nun an dem Punkt, wo ich nicht mehr weiter wusste.

   Vor zwei Jahren war ich schon mal so weit, eine OP anzustreben und versuchte mein Glück an einer darauf spezialisierten Klinik in Wesseling. Dort gewann ich allerdings den Eindruck, dass man die Notlage der Pummels ausnutzte und z.B. Privathonorare abrechnen wollte für Voruntersuchungen, die der Hausarzt genauso gut machen, aber über die Kasse abrechnen konnte. Auf mein Nachfragen sagte man mir, wenn ich die Untersuchung nicht bei ihnen machen würde, flöge ich aus dem „Programm“. Ich fühlte mich über den Tisch gezogen und ging nicht mehr hin.

   Ende letzten Sommers traf ich eine Frau auf einer Kulturparty, die war sehr sympathisch, kein Hungerhaken, aber auch nicht sonderlich fett, ich sage mal: normal knuffig. Mit dieser Frau also kam ich ins Gespräch und sie eröffnete mir, dass sie diese besagte Magen-Bypass-OP hatte machen lassen, mit dem ganzen Programm, was notwendig ist, damit die Krankenkasse diesen Eingriff bezahlt. Und die für mich ausschlaggebende Information war, dass dieser Eingriff minimal invasiv, endoskopisch durchgeführt wurde. Also kein Riesenschnitt in den Wanst, der wer weiss wie schlecht wieder zuheilt, nein, vier kleine Löchlein. Sie war im St. Franziskus Krankenhaus in Köln-Ehrenfeld gewesen. Nach Rücksprache mit meinen diversen Ärzten, die mich in dieser Idee unterstützen, machte ich einen Termin und nun bin ich in der Vorbereitung.

   Das soll ein halbes Jahr dauern und beinhaltet einmal die Woche Bewegungstraining für Adipositaspatienten -ich nenne es Moppelhopsen-, einmal im Monat zur Ernährungsberatung, und zusätzlich musste ich mir in Eigenregie eine weitere Stunde Sport pro Woche organisieren.

   Ich mache Aquafit, weil ich damit schon früher gute Erfahrungen gemacht hatte. Besonders schön dabei ist, dass mein Kollege Matthias mitmacht. Er meinte, es täte ihm auch gut und er könne sich alleine ebenfalls schlecht motivieren.